Nicht alles auf einmal
Erfahrungsbericht von Armin
Der Mullah, ein Prediger, kam in einen Saal um zu sprechen. Der Saal war leer, bis auf einen jungen Stallmeister, der in der ersten Reihe saß. Der Mullah überlegte sich: - soll ich sprechen, oder es lieber bleiben lassen? - schließlich fragte er den Stallmeister: „Es ist niemand außer dir da, soll ich deiner Meinung nach sprechen oder nicht?“
Der Stallmeister antwortete: „Herr, ich bin ein einfacher Mann, davon verstehe ich nichts. Aber wenn ich in einen Stall komme und sehe, dass alle Pferde weggelaufen sind und nur ein einziges dageblieben ist, würde ich es trotzdem füttern.“
Der Mullah nahm sich das zu Herzen und begann seine Predigt.
Er sprach über 2 Stunden lang. Danach fühlte er sich erleichtert und glücklich, und wollte durch den Zuhörer bestätigt wissen, wie gut seine Rede war. Er fragte: „Wie hat dir meine Predigt gefallen?“
Der Stallmeister antwortete: „Ich habe bereits gesagt, dass ich ein einfacher Mann bin und von so etwas nicht viel verstehe. Aber wenn ich in einen Stall komme und sehe, dass alle Pferde außer einem weggelaufen sind, werde ich es trotzdem füttern. Ich würde ihm aber nicht das ganze Futter geben, das für alle Pferde gedacht war.“
© Nossrat Peseschkian, „Der Kaufmann und der Papagei“ Orientalische Geschichten in der Positiven Psychotherapie, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main, 1979
Als ich in die Gruppe in Freiburg kam (August 2001), wollte ich nichts tun, sondern, wie ein Freund so gerne sagt, meine Pille und einen Scheck abholen. – Und alles wird wieder gut. – Ich war auch noch nicht fähig richtig zuzuhören und etwas anzunehmen.
So kam es, wie es kommen musste zu einem Rückfall.
Doch nach dem Rückfall war ich endlich bereit an mir zu arbeiten und etwas für mich zu tun.
Jedoch wollte ich auch alles auf einmal und das ziemlich schnell.
Und ich hatte auch bald wieder für alle anderen die „Lösungen“, das „Patentrezept“ zur Genesung. Gott sei Dank, haben mich dann die Freunde wieder auf den Boden zurückgeholt.
Danach übte ich mich in Geduld und arbeitete im Programm zur Genesung.
Ich ging und gehe noch den Weg der kleinen Schritte.
- Ich kann nicht sofort alles ändern.
- Ich kann nicht sofort alles aufnehmen.
- Ich kann nicht sofort alles geben.
Ich habe gelernt, mir meine Medizin („Pillen“) aus den Erfahrungen von Freunden der Gemeinschaft zu ziehen.
Ich habe gelernt, meine Erfahrungen (positive und negative) und mein Innerstes zu nutzen.
In Dankbarkeit an meine Freunde und die, die es noch werden.
Gute 24 Stunden,
Armin