Zwölfter Schritt
„Nachdem wir durch diese Schritte ein seelisches Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an süchtige Spieler weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.“
Wir sind nun angekommen, beim zwölften und letzten Schritt im Genesungsprogramm der Anonymen Spieler. Beim letzten der 12 Schritte, die für die meisten von uns zu einem neuen Lebensweg geworden sind. Die 12 Schritte haben uns aus der Gefangenschaft der Sucht in eine neue, nie gekannte Freiheit geführt. Sie geben uns nun auch für den Rest unseres Lebens Orientierung und Stabilität. Stabilität, die wir suchtkranken Spieler auch dringend brauchen, um unser Leben mit all seinen kommenden Herausforderungen bewältigen und meistern zu können, ohne wieder spielen zu müssen. Und Orientierung, die wir benötigen, um auf dem schmalen Pfad der Trocken- und Nüchternheit zu bleiben, den uns das Genesungsprogramm und unsere höhere Macht geebnet und geöffnet haben.
Auf unserem zurückliegenden Weg durch diese lebensverändernden elf Schritte, sind wir auch spirituell und im Glauben und Vertrauen auf unsere höhere Macht herangereift. Wir sind aber nicht nur geistig, im Sinne unseres Verstandes gefestigt, sondern auch spirituell durch unseren Glauben erwachsen geworden. Wir sind in der Tiefe des 12-Schritte-Programms seelisch erwacht. Aus der Dunkelheit der Sucht und unserer oft nicht einfachen Vergangenheit, nun im hellen Licht eines neu geschenkt bekommenen Lebens angekommen.
Wir sind am Ende dankbar dafür, dass wir, vielleicht auch bedingt durch die wirkliche Schwere unserer Suchterkrankungen und all den daraus resultierenden Auswirkungen auf unser Leben, im Laufe der langen Jahre und den vielen Meetings bei den Anonymen Spielern erkennen durften, dass das Genesungsprogramm nicht nur aus zwei oder drei angenehm klingenden Schritten, sondern aus zwölf Schritten besteht.
Deshalb ist es nicht immer einfach, wirklich im Genesungsprogramm anzukommen. Es erforderte einiges an Mut und persönlicher Bereitschaft, um nach unserem anfänglichen Spielstopp, nach unserer Kapitulation, nicht gleich vom ersten in den zwölften Schritt dauerhaft überzuspringen, was aber anfangs bei den meisten von uns auch dazugehörte.
Und das ist auch gut so. Es ist gut, die Erfahrungen unserer Kapitulation im 1. Schritt und den positiven Effekt der Spielfreiheit an andere, die noch damit zu kämpfen haben spielfrei zu werden, weiterzugeben. Aber da können wir dauerhaft nicht verbleiben, auf dem Sprungbrett zwischen dem ersten und zwölften Schritt. Denn irgendwann ist sie vorbei, die Anfangseuphorie. Und mit ihr dann meist auch die Spielfreiheit, wenn wir nicht begonnen haben, mit den Schritten zwei bis elf auch unser Leben in Ordnung zu bringen.
Der unwiderstehliche Drang und Zwang, spielen zu müssen, wird nicht dadurch von uns genommen, wenn wir, ohne irgendetwas an den eigentlichen Ursachen unserer Suchterkrankung zu verändern, uns nur auf unsere große Missionsreise im zwölften Schritt begeben.
Wenn wir nach einer gewissen Anfangszeit von diesem Sprungbrett nicht wieder absteigen können, befinden wir uns im klassischen Trockenrausch, dessen Gefahren schon in den Ausführungen zum 10. Schritt von uns thematisiert und beschrieben wurden. Meist wird uns dies selbst gar nicht bewusst, wenn wir auf dieser Welle der Anfangseuphorie unsere mühsam erarbeite Spielfreiheit wieder zu Tode reiten. Dazu sind wir anfangs noch zu kurz in den Gruppen und haben meist auch noch zu wenig Erfahrung über die Komplexität einer Suchterkrankung. Doch dafür sind die alten, erfahrenen Freunde in den Gruppen, von denen die meisten diesen Höllenritt in irgendeiner Form schon selbst hinter sich haben und die neuen Teilnehmer behutsam daraus abholen.
Wir alle waren dankbar, dass wirklich nüchterne und erfahrene Gruppen-Freunde an unserer Seite standen und sofort erkannten, auf welch einem gefährlichen Weg wir uns befanden, denn sonst wären wohl einige von uns mit absoluter Sicherheit zu Fall gekommen und abgestürzt, und vielleicht nie mehr aufgestanden und wieder zurückgekommen.
Das ist dann immer auch Arbeit im 12 Schritt, wenn uns der Gang durch die anderen Schritte zu einem geistigen und spirituellen Erwachen führt, um diese kritischen Symptome eines Spielers der sich im Trockenrausch befindet zu erkennen. Dann müssen wir noch den Mut aufbringen und den betroffenen Spieler auch ansprechen. Das ist der mit Abstand schwierigste Teil dabei und erfordert viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen.
Und im Nachhinein betrachtet, waren diese Phasen bei den meisten von uns auch wirklich die mit Abstand kritischsten Zeiten unserer Trockenheit und unseres Weges bei den Anonymen Spielern, die wir dank der Hilfe erfahrener Freunde ohne Rückfall überstehen durften.
Doch hier soll niemandem Angst gemacht werden, denn beileibe nicht alle süchtigen Spieler sind in solch ein – meist dafür verantwortliches – emotional erkranktes Charakterbild verstrickt, so dass der Versuch eines Weitergebens der Botschaft im 12. Schritt gleich in einem Trockenrausch endet.
Durchaus gibt es auch manche Freunde/innen in den Gruppen, die kennen größtenteils nur diese beiden Schritte. Den Ersten, mit dem sie aufhören, und den Zwölften, mit dem sie diese Botschaft weitergeben. Die amerikanischen Freunde in den 12-Schritte-Gruppen nennen sie, wie schon erwähnt: Two-Steppers.
Und viele kommen anscheinend klar damit. Dies ist nun keinesfalls und in irgendeiner Form abfällig oder geringschätzend gemeint. Auch wenn wir nur ein einziges Meeting besucht haben und dieses Treffen uns angesprochen und neue Hoffnung gegeben hat, sollten wir diese Hoffnung auch an einen Freund oder Bekannten, der auch Spieler ist, weitergeben. Und dann waren wir schon als Botschafter der Anonymen Spieler im zwölften Schritt unterwegs. Allerdings, und das muss dazugesagt werden, nur in einem Teilbereich.
Nachdem wir durch diese Schritte ein seelisches Erwachen erlebt hatten, ...
Wenn wir auf der Suche nach wirklicher Klarheit für unser Leben sind, wenn wir zukünftig selbstbestimmend unsere Entscheidungen treffen wollen, dann müssen wir uns die dazu angemessene Zeit nehmen und über die Begrifflichkeit und Bedeutung von einem seelischen Erwachen nachdenken. Uns auf den Weg machen, auf unseren langen Weg durch die 12 Schritte, um den tieferen Sinn einer spirituellen Erleuchtung und dessen Auswirkungen auf uns zu verstehen, zu erfahren und zu erleben.
Ein seelisches Erwachen bei Ankunft im 12. Schritt bedeutet, dass unsere Seele nun Befreiung erfahren hat. Befreiung von alten zerstörerischen Gefühlen und eingeprägten, negativen Glaubenssätzen. Befreiung von unguten Gedankengängen und Schuldgefühlen, die uns an unser altes, suchtkrankes Leben gekettet haben.
Der Weg durch die 12 Schritte bedeutet ein mühsamer Aufstieg aus der dunklen Talsohle unserer Suchterkrankung, unseres kaputten Lebens, unserer inneren Unzufriedenheit, Verzweiflung und Not, hinauf auf den Gipfel des von der Sonne umstrahlen Berges von Verständnis, Glaube, Liebe, Hoffnung und Freiheit. Wir haben Klarheit über unser Leben und dessen wertvolle Bedeutung bekommen. Wir betrachten uns und die Welt um uns herum nun aus einer anderen, einer neuen und tiefer gehenden Perspektive.
Es liegt ein weiter und auch anstrengender Weg hinter uns, wenn wir im Genesungsprogramm beim 12. Schritt angekommen sind. Vergleichbar mit einem anstrengenden, kräftezehrenden Jakobsweg über hunderte oder gar tausende von Kilometern, den vielleicht viele schon gegangen sind und die dabei erlebten mentalen und körperlichen Strapazen einschätzen und nachvollziehen können. Doch auch auf dem Jakobsweg gilt, genauso wie in den 12 Schritten: „Der Weg ist das eigentliche Ziel.“
Allerdings der ganze Weg. Denn nur der ganze und somit erfolgsversprechende Weg, wird uns wirklich frei machen können. Sonst wird immer etwas bei unserer Zielankunft fehlen: „Die so wichtigen, nur auf dem Weg zu machenden Erfahrungen.“
Und nur mit dieser Wegerfahrung, die uns durch das Programm zu einem seelischen Erwachen führt, können wir auch die ganze Botschaft an andere süchtige Spieler weitergeben. An die, die noch unter der Sucht leiden. Als „Two-Steppers“ können wir es nicht. Dann können wir auch immer nur einen Teil des Genesungsprogrammes weitergeben, um hier noch einmal kurz auf den erwähnten Begriff „Teilbereich“ zurückzukommen.
Was allerdings zu dem vielleicht missverstandenen Begriff „Two-Steppers“ erwähnt werden sollte, ist die Tatsache, dass es überall auf der Welt genauso begonnen hat. Bei den ersten Meetings der Anonymen Spieler in Deutschland, haben die ersten Gruppengründer erst langsam damit begonnen die Literatur der amerikanischen Gamblers Anonymous zu bestellen und zu übersetzen. Diese Freundinnen und Freunde der Anfangszeit, befanden sich allesamt erst im ersten dieser zwölf Schritte. Doch sie alle waren für die ständig neu Hinzukommenden, die wertvollen Botschafter der Hoffnung. Die Botschafter des Genesungs-Programms, mit dem sie selbst erst ganz am Anfang standen und begonnen hatten, es zu übersetzten und damit ihr Leben aufzuarbeiten und zu verändern. Dies zeigt deutlich auf, dass wir den zwölften Schritt nicht wie gelehrte Kirchen-Dogmatiker betrachten können. Für die ersten Pioniere der Anonymen Spieler in Deutschland war die Befähigung zur Weitergabe der Genesungs-Botschaft noch lange nicht an die erfüllte Abarbeitung der elf vorhergehenden Schritte geknüpft. Hätten diese Freundinnen und Freunde der Anfangszeit darauf gewartet, bis sie zu einem spirituellen Erwachen, vielleicht gar bis zu ihrer geistigen Vollkommenheit gekommen wären, dann gäbe es heute wahrscheinlich überhaupt keine Meetings der Anonymen Spieler in Deutschland, weil diese Freundinnen und Freunde vermutlich noch heute mit sich selbst und ihrer Suche nach der geistigen Vollkommenheit beschäftigt wären.
Und was wäre dann mit uns? Uns hätte die Botschaft der Hoffnung, die unser Leben gerettet und verändert hat, vermutlich nie erreicht.
Doch wir sind heute spielfrei und schreiben diese, unsere Erfahrungen für euch nieder, weil die ersten Gründungsmitglieder das getan haben, was ganz bewusst, und wohl nicht zufällig, auch in diesem zwölften Schritt steht: „..., versuchten wir, ...“ Sie haben es einfach versucht. Und sie haben bei diesem Versuchen Großartiges geleistet. Sie haben für alle nach ihnen kommenden Spielerinnen und Spieler etwas Neues, Gutes und wirklich Großes entstehen und wachsen lassen. Sie haben sich gegenseitig ermuntert, unterstützt und ihre ganze Erfahrung, Kraft und Hoffnung miteinander geteilt, um uns dieses Vermächtnis zu hinterlassen. Deshalb müssen wir es behüten und bewahren, vor allem die 12 Schritte.
Und nur dank dieser Pioniere der Anfangszeit können wir heute diese Zeilen für euch auf dieses Papier schreiben. So laufen die Dinge, wenn ein Genesungsprogramm und die Menschen, die es weitergeben, behüten und bewahren, durch eine Macht, größer als wir selbst, getragen und geführt werden.
Doch heute beginnt dieser 12. Schritt für uns ganz bewusst mit den lebendigen Worten: „Nachdem wir durch diese Schritte …“
Was bedeutet nun dieser erste Teil des 12. Schrittes für uns noch? Was hat sich an unserer Einstellung und unserer Art zu leben, an unserem Denken und Handeln wirklich verändert? Was hat sich an unserer Sicht auf diese wunderbare Schöpfung, auf diese Welt und auf die Menschen darin, auf unseren Nächsten, doch vor allem auf uns selbst, verändert? Was ist in uns erneuert worden; was war verschollen und ist wieder ganz neu entdeckt worden? Und was ist ganz neu durch unseren gefundenen Glauben an eine Höhere Macht, an Gott und seine Unterstützungskraft, in uns gewachsen und entstanden?
Wir haben vor allem Befreiung erfahren. Befreiung von der uns niederdrückenden Last unserer Vergangenheit. Wir durften unser altes Leben Schritt um Schritt befrieden, ihm dann auch endlich einen Platz der Ruhe in uns zukommen lassen, wo es einfach ein Teil von uns sein darf. Durch Befreiung konnten wir uns endlich selbst vergeben. Gott hat das schon lange vorher getan. Durch Befreiung haben wir jetzt die Kontrolle über unser Leben in der Gegenwart zurückerhalten, können unsere Sucht mit gesunder Aufmerksamkeit, aber ohne aggressive Kampfstellung im Stillstand halten. Durch Befreiung brauchen wir keine Angst mehr vor der Zukunft zu haben. Durch Befreiung können wir nun endlich wieder die Geschicke unseres Lebens wirklich und wahrhaftig in unsere eigenen Hände nehmen und brauchen uns nicht mehr auf unsere uns angeeignete Opferrolle beschränken.
Wir brauchen nicht mehr in die Traumwelt des Glücksspiels, des Alkohols, der Drogen oder sonst eines anderen Betaübungs- und Suchtmittels zu flüchten, um uns selbst noch irgendwie ertragen zu können.
Wir dürfen jetzt wieder damit beginnen, zu versuchen, in neuer Verantwortung stehend, unserer Familie, unseren Freunden, und auch der Gesellschaft, das zurückzugeben, was wir ihnen allen in unserer Spielerzeit so vernichtend und zerstörend entrissen haben.
Wir sind uns all unserer falsch getroffenen Entscheidungen und ausgeführten Taten bewusst geworden und können jetzt die Verantwortung dafür übernehmen. Und wir können, und dürfen uns, so wie wir jetzt sind, und was wir auch immer waren, mit allem was uns am Ende wirklich als eigenständige Individuen einzigartig macht, unter die Gnade und Liebe unserer höheren Macht, unseres Gottes, wie ihn jeder von uns für sich versteht, begeben. Wir verbringen jetzt auch ganz bewusst Zeit mit uns selbst. In der Stille; im Gebet; in der unbegreiflichen Schönheit unserer Natur, und nicht mehr im Dunst und Nebel einer Spielhalle oder eines Wettbüros.
…, versuchten wir, diese Botschaft an süchtige Spieler weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.
Für viele von uns, die wir schon lange Jahre bei den Anonymen Spielern sind, ist es zu einer persönlichen Lebensaufgabe geworden, dass wir versuchen, unsere gemachten Erfahrungen mit dem 12-Schritte-Programm auch an andere weiterzugeben. Wir haben verstanden, dass wir mit unserer Genesung auch ein gewisses Stück Verantwortung mit auf unseren Weg bekommen haben. Auch das Niederschreiben unserer Erfahrungen in diesem Buch gehört mit dazu, denn Dienst bedeutet für uns Genesung und Stillstand schon ein halber Rückfall.
Wir sind als Gastredner in Beratungsstellen, Suchtkliniken, in christlichen Kirchengemeinden und in Schulen unterwegs und erzählen unsere Lebensgeschichten. Wir teilen unsere Erfahrungen dort mit Menschen, wo wir denken, dass sie gebraucht werden können, als Präventionsmaßnahme oder als Direkt- und Soforthilfe. Überall dort sind wir im Sinne des 12. Schrittes als Botschafter des Genesungsprogrammes und der Anonymen Spieler unterwegs. Wir geben Zeugnis darüber ab, wie wir die Sucht zum Stillstand bringen konnten und sich dadurch unser ganzes Leben mit Hilfe der 12 Schritte komplett verändert hat. Wenn die Menschen offen für Spiritualität sind, erzählen wir auch davon. Erzählen von unserem ganz einfachen Glauben und wie uns der Gott unseres Verständnisses auf unserem Weg begegnet ist und zu einem verlässlichen Partner und Begleiter wurde.
Und wenn uns ein neuer oder alter Gruppen-Freund fragt, ob wir sein Sponsor sein können, dann begleiten wir ihn, wenn es zwischenmenschlich passt, ein Stück seines Weges durch das Programm und die Schritte. Genauso ist es auch, wenn wir in einem Meeting unsere Erfahrung, Kraft und Hoffnung mit den anderen teilen. Dann sind wir alle Botschafter im 12. Schritt.
Unsere Hauptaufgabe ist es, ...
So wollen wir hier im 12. Schritt auch noch einmal ganz kurz auf die Hauptaufgabe/Verantwortung der einzelnen Gruppe eingehen.
Jeder bei den Anonymen Spielern hat ja in der Regel sein wöchentliches Stammmeeting das er besucht. Bei jedem dieser Treffen sind wir, wie erwähnt, auch immer als Botschafter im 12. Schritt unterwegs. Manch einer besucht auch mehr wie ein Meeting die Woche.
Dazu heißt es auch in der Empfehlung unserer 5. Tradition: „Die Hauptaufgabe jeder Gruppe ist es, unsere GA-Botschaft zu süchtigen Spielern zu bringen, die noch leiden.“ Nun tut dies jede Gruppe, wie schon gesagt, ja auch in dem sie ein zeitlich gebundenes Meeting wöchentlich, oder auch mehrmals in der Woche, anbietet und immer für jeden der nach Hilfe sucht offen ist. Und wenn dann ein neuer Freund/in ins Meeting kommt, dann geben wir die Genesungs-Botschaft weiter. Die Gruppe übermittelt und bringt dem Neuen durch die Redebeiträge der einzelnen Gruppenteilnehmer, durch deren Erfahrungswerte, die GA-Botschaft.
Doch viele Gruppen, die meist auch in der Zahl ihrer Teilnehmer gut besucht sind, gehen über dieses Grund-engagement hinaus und betreiben als Botschafter im 12. Schritt Öffentlichkeitsarbeit. Oder sie machen sich auf und gründen Gruppen in Nachbarstädten, in denen es noch kein Spieler-Meeting gibt. Bieten in Beratungsstellen, Suchtfachkliniken, Gefängnissen und Jugendtreffs Info-Meetings an und geben so durch diesen Dienst die Botschaft im 12. Schritt weiter.
Auch unsere Freiburger Gruppe hat durch Gründungsarbeit regelmäßige Gruppen-Treffen in anderen Städten möglich gemacht. Diese Gründungsarbeit ging mit großer Dankbarkeit der Menschen für uns einher, die nun in ihren Städten ein eigenes Meeting anbieten konnten. Hilfe wird überall benötigt, doch wir müssen uns auch aufmachen und sie bringen.
Und es ist nicht nur ein Geben, sondern wir erhalten im Gegenzug viel an Begegnung, an Dankbarkeit, an liebevoller Gemeinschaft, emotionale Meetings voller spürbarer Hoffnung und menschlicher Wärme. Es waren unvergessliche Augenblicke, die wir dadurch als Einzelpersonen oder als Gruppe erleben durften. All diese Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse haben uns als Gruppe, als Gemeinschaft, geprägt und noch mehr und fester zusammengeschweißt. Haben uns stark und resilient gemacht in unserem Kampf gegen die Krankheit Spielsucht. Und sie haben uns allesamt, die wir dabei waren, trocken und spielfrei gehalten, uns in unserem Denken und Handeln nüchtern gemacht.
Das ist das, was wir als Freiburger Gruppe für uns unter: „... unsere GA-Botschaft zu süchtigen Spielern zu bringen, die noch leiden“, verstanden und umgesetzt haben.
Wir haben die Wahl
Wir haben auch verstanden, dass diese höhere Macht uns als sein Licht in diesem 12. Schritt gebrauchen will, um anderen, die jetzt noch gefangen in der Sucht unterwegs sind, die Botschaft unserer Erfahrungen, unserer Hoffnung, unserer Schritte zur Genesung und unseres Glaubens zu bringen.
Nicht um persönlich zu strahlen, nicht um zu blenden, sondern alleinig als Träger der Fackel der Hoffnung, als Botschafter eines lebendigen Zeugnisses des Gottes, der uns Menschen bedingungslos liebt.
So können wir ein wenig dazu beitragen, dass diese Welt in der wir leben, und die Veränderung in sehr vielen Bereichen so dringend braucht, und wohl auch nötig hat, vielleicht ein klein wenig besser wird.
Und wir sind dankbar dafür, dass wir auf unserem Weg durch die 12 Schritte erkennen durften, dass die spirituelle Kraft weitaus mächtiger, erhabener und größer ist, als die materielle Kraft, die uns nur manipulieren, beherrschen und über unser Leben bestimmen will.
Ein Samenkorn – unser altes Leben – musste zuerst in die Erde fallen und vollkommen darin verschwinden, damit es wieder heranwachsen und in neuer Pracht und Blüte aufgehen konnte. – Unser neues Leben.
Und so wollen wir zum Schluss unseres Berichtes über uns, über die Gruppen der Anonymen Spieler Freiburg, und den Erfahrungen unseres Weges durch die 12 Schritte noch abschließend hinzufügen: „Alles, was die Freundinnen und Freunde aus der Gründungszeit der Gemeinschaft in unseren 12 Schritten, dem Programm zur Genesung, und auch in unseren 12 Traditionen, dem Programm zur Einigkeit, niedergeschrieben und für uns hinterlassen haben, sind nur Empfehlungen.“
Wir können sie annehmen, umsetzen und dann versuchen, unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten, oder auch verwerfen.
Wir haben die Wahl. ©
Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern,
die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine
vom anderen zu unterscheiden.